Fotografieren

Fotografieren – Die Grundlagen

DSLR-Halbformat-Kameras verstehen

Einleitung


James Watt (1736 – 1819) definierte als Maß für die Leistung seiner Dampfmaschinen die „Pferdestärke“ (PS). Darunter konnte sich jeder etwas vorstellen. Und heute? Kaum jemand hat noch mit Pferden zu tun. Trotzdem sprechen Autofahrer immer noch von PS. Daran scheint sich nichts zu ändern, auch wenn die Automobilindustrie die Motorleistungen längst in Kilowatt (kW) misst...

In der Fotografie verhält es sich ähnlich: Sensorgrößen werden mit dem Negativ des Kleinbild-Films verglichen, obwohl viele Besitzer von Digitalkameras noch nie eine Kleinbild-Patrone in Händen gehalten haben. Wieso das "Vollformat“ kleiner als das „Mittelformat“ sein soll, und worauf sich das „Halbformat“ bezieht, bleibt den meisten ein Rätsel.

Heute werden vor allem DSLR-Halbformat-Kameras verkauft. Trotzdem orientieren sich Objektiv-Kategorien – Normal-, Tele- und Weitwinkel- Objektiv – nach wie vor an der Größe des Vollformats. Inwiefern ist das für mich wichtig? Und was bedeutet der „Crop-Faktor“?

Welche Amateur-Fotografen bringen noch eigene Erfahrungen aus der Dunkelkammer mit? Trotzdem wird in Bildbearbeitungsprogrammen wie anno dazumal durch „unscharf maskieren“ geschärft. Kürzlich hat mir jemand anvertraut, er hätte diese Funktion noch nie angefasst: Der Begriff „unscharf“ im Zusammenhang mit seinen Bildern sei ihm zutiefst zuwider...

Die meisten Aufnahmeparameter werden von modernen Digital-Kameras automatisch eingestellt und die dabei erzielten Resultate sind in der Regel ganz gut. Wer jedoch das Potential seiner Kamera voll ausschöpfen möchte, muss entscheiden, wie und ob er die Automatik-Funktionen verwenden will. Das bedeutet, dass man vieles von dem wissen muss, was Fotografen zu Zeiten wussten, als Kameras ausschließlich von Hand eingestellt werden konnten.

Dazu kommt die Kenntnis über die Arbeitsweise der verschiedenen Automatik-Funktionen, und auch mit dem Computer sollte man nicht auf Kriegsfuß stehen...


Auf den folgenden Seiten wird viel Technisches erklärt. Auch wenn ich mich als Nikon-Fotograf immer wieder auf Bezeichnungen der Firma Nikon beziehe, manchmal auch Canon erwähne, die hier zusammengestellten Informationen sind herstellerunabhängig und gelten für alle DSLR-Kameras. Die nach Kamera-Modell und Hersteller abweichenden Bezeich­nungen können in der Kamera-Gebrauchsanweisung und auf den Herstel­ler-Webseiten nachgelesen werden.

Ich bin überzeugt: Auch wenn ich nicht auf die Bildgestaltung eingehe, vertiefte Kenntnisse über Aufnahmetechnik und Kameras werden zu besseren Bildern verhelfen. Trotzdem, dieses Buch kann und will das zur Kamera mitgelieferte Benutzerhandbuch nicht ersetzen. Im Gegenteil: Das gründliche Studium des Kamera-Manuals – vielleicht sogar ergänzt durch ein kameraspezifisches, bebildertes Handbuch –  ist die Voraussetzung, dass die Anregungen aus diesem Buch in die Praxis einfließen können.


„Fotografieren bedeutet Verstand, Auge und Herz auf eine Linie zu bringen.
Es ist eine Art zu leben.“

Henri Cartier-Bresson (1908 – 2004)
französischer Fotograf, Regisseur, Schauspieler, Zeichner, Maler
und Mitbegründer der Fotoagentur Magnum.

Beat Ramseyer, im Frühling 2013